CM-Missio

Ich traf zwei Kinder

KeniaManchmal hört man ja nicht richtig zu. Schon vor einigen Jahren erzählte mir unsere neue Mitarbeiterin Margaret Atieno, dass die Behörden der Stadt Homa Bay bei ihr zwei Babys abgeliefert hätten, die von ihren Eltern ausgesetzt seien. Eines dieser Babys sei in einer Latrine gefunden worden. Ich stellte mir dabei vor, dass das Kind in einer Latrine abgelegt worden war ...

... und dann von jemandem gefunden worden war. Das andere Kind war, wie sich Margaret ausdrückte, von der Mutter weggeworfen worden. Auch hier stellte ich mir vor, dass dieses Kind irgendwo abgelegt worden war.

Bei meinem letzten Besuch in Kenia stellte ich dann fest, dass beide Kinder, die mittlerweile fast 3 Jahre alt sind und sich der besten Gesundheit erfreuen und sehr fröhliche kleine Wesen sind, quasi durch die Hölle gegangen waren. Der in der Latrine abgelegte Junge namens Philip war nicht auf dem Fußboden der Latrine abgelegt worden, sondern in einem Plumpsklo in die Fäkalien hinein geworfen worden. Er wurde erst nach einigen Stunden gefunden; dort wo seine Haut die Fäkalien über diese Zeit berührt hatte, ca. die Hälfte der Haut, war diese vollständig verätzt und es gab nur noch rohes Fleisch. Aus seinen Ohren krochen Würmer. Die Überlebenschancen dieses Jungen waren gleich Null. Margaret hat sich aufopferungsvoll um ihn gekümmert und er hat nicht nur überlebt, sondern ist jetzt ein intelligenter, viel lachender, kleiner Knirps. Auffällig ist aber, dass er eine ganz enge Beziehung zu Margaret hat und er schläft auch nach wie vor schlecht und hat traumatische Erinnerungen bis heute. Das Mädchen namens Kerstin Paula wurde tatsächlich von der Mutter wie eine Frisbee-Scheibe an Arm und Bein gepackt und weggeschleudert. Das Baby hatte deshalb etliche Knochenbrüche, was Margaret überhaupt nicht bekannt war. Es dauerte einige Wochen, bis sie zusammen mit einer Physiotherapeutin darauf kam, dass das Kind sich eigentlich gar nicht bewegte und hier begann, Abhilfe zu schaffen. Auch Kerstin Paula ist ein intelligentes, fröhliches, kleines Mädchen, das überdies noch kerngesund ist.

Ich habe beide Kinder kurz gesehen und mit Margaret über ihre Schicksale gesprochen und war sowohl von deren Schicksalen als auch von der selbstverständlichen Aufopferungsbereitschaft von Margaret und ihrem Team sehr bewegt. Geschichten wie diese sind es, die mich seit mittlerweile 20 Jahren immer wieder motivieren, in Kenia zu helfen und wenigstens einen kleinen Beitrag zur Besserung der Lebensverhältnisse der Menschen dort zu leisten.

Roger Schwarz, 2008

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